Abriss Baugeschichte
Der Ursprungsbau der Stadtpfarrkirche lässt sich auf die Mitte des 13. Jahrhunderts datieren. Der einstige Feldsteinquaderbau ist noch heute in Bereichen erkennbar. So sind der Westquerbau, der Turmunterbau sowie weitere Turmgeschosse und Teile der Längswände aus dieser Zeit erhalten geblieben.
In den Längswänden Nord- und Süd findet man zugemauerte Spitzbogenöffnungen weit im Sockelbereich bzw. bereits im Erdreich, so dass von einem permanenten Anstieg des umliegenden Geländes ausgegangen werden kann. Es wurde festgestellt, dass die Anschüttungen vorwiegend aus Bauschutt der zahlreichen Stadtbrände bestehen.
Der ehemalige Abschluss des Raumes bestand aus flachen Decken. Die oktogonale Wunderblutkapelle stand einst frei neben der Kirche. Sie besaß an der Südostseite eine Eingangspforte.
Nach mehreren kleinen Veränderungen wurde die Kirche 1511 massiv umgebaut. Die Hochschiffwände wurden abgebrochen. Achteckpfeiler mit Spitzbogenarkaden im Kirchenschiff errichtet und neue, höhere Schiffwände gebaut. Es erfolgte eine neue Einteilung des Raumes in Joche, die vom ursprünglichen Rhythmus abweicht. Die Fensteröffnungen fügte man, dem neuen Rhythmus folgend, ein. Anstelle der flacher, Holzdecken errichtete man Gewölbedecken über dem Innenraum der Kirche. Der selben Bauzeit sind auch die äußeren Strebepfeiler zuzuordnen, die zur Lastabfangung der Gewölbeschubkräfte dienen sollen. Es wird vermutet, dass auch in dieser Zeit die Wunderblutkapelle in den Kirchenraum baulich integriert wurde. Ein großer Bogen öffnete Die Kapelle zum Chor. 1969 wurde die große Choröffnung zur Kapelle wieder geschlossen. Im Süden wurde eine zweigeschossige Sakristei an den Chor angefügt. Auch nach diesem umfassenden Umbau der Kirche wurde das Dach wieder reetgedeckt und der Turm erhielt einen neuen Aufsatz aus Holzfachwerk.
1526, 1563, 1619 und 1700 fiel die Kirche Bränden zum Opfer. Nach dem letzten Brand 1 70C wurde erstmals das Dach mit Ziegeln eingedeckt, die Gewölbe und die Innenwände erhielten einen Verputz, um die Brandspuren zu überdecken. In der Folge wurden Emporer eingebaut und ein neuer Turm fertig gestellt. Sanierungen folgten.
Innenräume - Zustandsbeschreibung und Ableitung von Maßnahmen
„... Vier starke Achteckpfeiler teilen den Hallenraum in drei Schiffe und drei Joche. Die Seitenschiffe wurden mit Sterngewölben versehen, das Mittelschiff jedoch mit Kreuzrippengewölben. Ein viertes Kreuzgewölbe überspannt das Chorquadrat, desser fünfseitiger Schluss ein überaus rech gestaltetes Sterngewölbe enthält. Die Farbfassung des Raumes stammt von 1938-40.
... Die Orgel- und Chorempore nimmt das westliche Joch in seiner ganzen Tiefe ein und erstreckt sich über alle drei Schiffe. Rechtwinklig anschließend, doch um Brüstungshöhe nach unten versetzt, füllen weitere Emporen die Seitenschiffe. Die nördliche verläuft bis zur Stirnwand, während die südliche im zweiten Joch geradlinig endet, um der am Triumphbogen platzierten Kanzel freien Raum zu lassen. Bei der Rundbogenpforte zur Sakristei in der Chorsüdwand handelt es sich vermutlich um die einst direkt nach außen führende Priesterpforte. Für die darüber auskragende ehemalige Ratsempore ist die Wand durch zwei Spitzbogenarkaden zur ehemaligen Bibliothek geöffnet, während die gegenüberliegende Offiziersempore nicht erhalten blieb.
Die im Südanbau befindliche Sakristei wird von zwei unsymmetrischen Dreistrahlgewölben überspannt. Hier hat sich auch noch ein Kamin aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Die im Obergeschoss gelegene einstige Bibliothek (jetzt Proberaum für Bläserchor) besitzt Kreuzrippengewölbe... „
Schäden im Innenraum und Sanierungsmaßnahmen
Der Kirchenraum hat in der Vergangenheit bereits Restaurierungen erfahren. In den Sockelbereichen sind Schäden am Putz und der Putzschlämme zu erkennen. In Folge von Durchfeuchtung der Außenwände kam es hier zu Absandungen, Abplatzungen und Salzausblühungen an den Putzoberflächen. Der Innenraum der Kirche wurde mit einem Kalkmörtel verputzt, einige Schadbereiche wurden in der Vergangenheit mit einem harter, zementhaitigen Mörtel bereits ausgebessert.
Im Zuge der Baumaßnahmen für die Neupflasterung des Kirchplatzes wurde keine Vertikalabdichtung an den Außenwänden aufgebracht. Die Durchfeuchtung des Sockelbereiches geht bereichsweise bis in eine Höhe von 1,70m. Die Ursachen hierfür sind einerseits in der Wasseraufnahmefähigkeit der Ziegelauszwickelungen und den Mörtelfugen im Feldsteinmauerwerk zu finden, und andererseits im hohen vorherrschenden Grundwasserstand und der daraus folgenden hohen Bodenfeuchte. Bei Sondageschnitten im Kirchenschiff wurde in einer Höhe von 1,50m unter der heutigen Fußbodenoberkante Grundwasser angetroffen. Das transportierte Wasser hat einen hohen Versalzungsgrad der Wand und des Putzes nach sich gezogen.
Kondenswasserausfall
Aufgrund von Temperaturgefällen zwischen Außen und Innen und einer hohen Luftfeuchte im Kircheninneren, kommt es zu vermehrtem Kondenswasserausfall an den Fenstern. Aufgrund der fehlenden Schwitzwasserrinnen an den Fenstern ist erkennbar, dass das Wasser in größeren Mengen ungehindert an den Fenstern über die Brüstung an der Wand unterhalb der Fenster herunterfließen kann.
Fußboden
Der vorhandene Fußboden im Kirchenschiff ist eine Mischung aus Ziegelsteinen, Natursteinplatten und Betonwerksteinplatten in unterschiedlichen Verlegearten. Ziegelsteine in einem Sand- oder Kiesbett verlegt, sind ein diffusionsoffenes Gefüge, Beton hingegen ist diffusionsdicht. Das bedeutet, das der Fußboden im Kircheninneren unterschiedliche Durchlässigkeiten für Wasserdampf und kapillar aufsteigendes Wasser aufweist.
Somit sind ist der Kirchenfußboden in zwei grobe Bereiche einzuordnen, den Bereich des permanent durchfeuchteten Ziegelfußbodens, der ein ideales Klima für Mikroorganismen bildet, und den Bereich der Betonplatten, an deren offenen Stöße, Bruchstellen und anderen Undichtigkeiten ebenfalls aufsteigendes Wasser in den Innenraum gelangen kann, die jedoch im Anschluss an die Wände eine Verstärkung der Durchfeuchtung bewirken. Das Wasser wird, vereinfacht gesehen, in die Außenwände gedrückt und ein höherer Feuchtehorizont stellt sich an den Wänden ein. Das Wasser führt gelöste Salze mit sich, die im Verdunstungsprozess des Wassers an der Bauteiloberfläche (sogar in einer Höhe von 1,50m) auskristallisieren und Absprengungen des Wandputzes mit sich bringen.
Inventar
Nach Beseitigung der Ursachen der Durchfeuchtung des Innenraumes der Kirche und Wand- bzw. Deckensanierung, wird das Inventar instandgesetzt. Laut Holzschutzgutachten sind in den unterschiedlichen Schadbereichen sowohl Echter Hausschwamm als auch Schädigungen durch den weißen Porenschwamm aufgetreten.
Betroffene Bauteile sind:
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Gestühl
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Verkleidung der Stützen der Emporen
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Treppe zur Empore auf der Nordseite
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Kanzel
Fenster und Türen
Die Fenster der Stadtpfarrkirche stellen sich insgesamt als unterschiedlich hohe und schlanke zweibahnige Lanzettfenster dar. Lediglich im Turmschaft findet man kleine transparent verglaste Holzfenster, die den bleiverglasten Lanzettfenstern angepasst sind. Diese Fenster wurden mit glasteilenden Sprossen versehen. Auf der Westseite des Turmes finden sich außerdem zwei Rundfenster mit einer Quer- und einer Längssprosse, ebenfalls in Holz ausgeführt.
An der Kirche Beelitz gibt es unterschiedliche Ausführungen der Lanzettfenster. Alle Fenster bestehen aus einer kleinteiligen Bleiverglasung. Äußerlich wurden vor die Fensteröffnungen Metallschutzgitter angebracht. Im Großen und Ganzen zeigt sich die Verglasung in einem guten Zustand. Vereinzelt ist es zu Spannungsrissen in der kleinteiligen Verglasung gekommen und dadurch zu Undichtigkeiten an den Bleiruten. Weiterhin weisen die Metallrahmen, Wind- und Quereisen altersbedingte Korrosionsschäden und Undichtigkeiten auf, was zu Feuchtigkeitsschäden im Brüstungs- und Leibungsbereich führte.
Die folgenden drei Verglasungsarten sind an der St. Marienkirche Beelitz vorzufinden:
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Eine bunte Rautenverglasung in Bleifassung, wobei die Scheiben in Pastelltönen gehalten sind und dieFensterränder der einzelnen Bahnen wesentlich kräftigere Scheibenfarben enthalten.
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Eine bunte Bleiverglasung mit Motiven, die sich über die einzelnen Bahnen erstrecken und in kräftigen Farben ausgeführt wurden. Alle Scheiben sind in Blei gefasst und in einem Steinfalz eingemörtelt.
Sockel und Fundamente
Die Kirche ist auf eine Fundament aus Feldsteinmauerwerk gegründet. Darauf erheben sich die Feldsteinmauern und bereichsweise auch Ziegelmauerwerk. Im Laufe der Zeit wurde das Gelände um die Kirche herum angeschüttet, so dass nunmehr Mauerwerksbereiche der Außenwände im Erdreich liegen, die nicht als erdberührtes Mauerwerk ausgebildet wurden. Durch die Neugestaltung des Kirchplatzes wurde die über einen langen Zeitpunkt entstandene Höhenveränderung des Umfeldes der Kirche manifestiert.
Das Bild einer Kirche, die ehrwürdig aus dem Kirchplatz auf dem sie steht, herausragt, wird durch den Verlust von ca. 1,0 m sichtbarer Höhe enorm getrübt. Durch die Veränderung der sichtbaren Höhe verändert sich auch die erlebbare Proportion von Höhe zur Breite eines Baukörpers und die von Baumeistern durchdachte Gestalt des Gebäudes erhält eine neue Wirkung.
Die Meisterleistung des Kirchenbaus zu dieser Zeit sollte weithin sichtbar sein und als Kulturgut unserer Vorfahren auch für unsere Nachfahren konserviert werden. Daher ist eine Sanierung des Sockelmauerwerkes bzw. Fundamentes und eine Umgestaltung des direkt anschließenden Kirchplatzes aus Sicht des Autors dringend erforderlich.
Holzkonstruktionen, Dacheindeckung und Entwässerung
In den Jahren 1992-1994 erfolgte eine umfassende Sanierung des Dachstuhles, der aufgrund eines massiven Befalls mit Echtem Hausschwamm enorm geschädigt wurde. Zur Sanierung der Hölzer des Dachstuhles musste die Dacheindeckung aufgenommen werden. Da zu diesem Zeitpunkt vermutlich die Dachsteine in einem ausreichenden Zustand waren, erfolgte die Wiederverlegung der alten Biberschwanzziegel. Sämtliche Holzkonstruktionen (Dachstuhl Schiff, Dachstuhl Turm. Turmebenen) sind in einem sehr guten Zustand und weisen keine sichtbaren Schäden auf.
Im Zusammenhang mit der Dachsanierung wurde eine Rinnenanlage mit Fallrohren aus Kupfer an der gesamten Kirche installiert. Die Fallrohre haben einen freien Auslauf, der das Regenwasser auf die Oberfläche des Kirchplatzes leitet und über ein Muldensystem in der Pflasterung zu den Einläufen in die zentrale Regenentwässerung.
In einer Beurteilung der Entwässerungseinrichtungen an der Marienkirche vom 25.10.2003 durch Fa. Nietzsche Tiefbauplanung wurde festgestellt, dass die Ausführung der Oberflächenentwässerungen nicht gemäß der aufgestellten Planung erfolgte. Das Entwässerungssystem versagt bei Starkregenereignissen.
Außerdem stellt sich aufgrund der gering dimensionierten Anzahl der Fallrohre die Frage, ob zur Bemessung dieser, eine Berechnung der zu erwartenden Wasseranfallsmengen aufgestellt wurde. Bei einer zu geringen Anzahl von Fallrohren kann das herabschießende Wasser der Dachfläche nicht schnell genug aus den Rinnen an die Fallrohre abgeleitet werden und es kommt zum Überlauf der Rinnen. Besonders an Kehlen, bei denen mehrere Dachflächer zusammentreffen, tritt dieser Effekt auf.
Da die Grundleitungen im Kirchplatz zur Entwässerung einen geringeren Querschnitt aufweisen als in der Planung und bei Besichtigung der Einläufe, diese durch Unrat und Laub verschlossen waren, ist anzunehmen, dass bei Starkregen das Wasser nicht schnell genug abfließen kann und es zum Aufstauen des Oberflächenwassers bis an die Außenwände der Kirche kommt.
1. Bauabschnitt - Trockenlegung, Sockelsanierung
Wie beschrieben befinden sich die Sockelbereiche der Wände in einem sehr schlechten Zustand. Die eindringende Feuchtigkeit und mittransportierte Salze lassen die Schäden weiter voranschreiten und nehmen immer mehr Wandhöhe als unschöne fleckige Bereiche ein.
Deshalb wird empfohlen, mit den erforderlichen Sanierungsarbeiten im erdberührten Sockelbereich in Form einer Vertikalabdichtung zu beginnen. Als vorbereitende Arbeiten für eine Vertikalabdichtung sind die Fugensanierungen in diesen Bereichen zu sehen und dringend erforderlich. Erst im Anschluss daran kann eine mineralische Dichtschlämme auf die späteren erdberührten Bereiche aufgebracht werden.
Ergänzend zu diesen Maußnahmen sollte auch in diesem Bauabschnitt der Sockelputz auf der Innenseite der Wände abgeschlagen werden und eine Trocknung der Wandbereiche ermöglichen.
Als günstiger Faktor ist auch die Neugestaltung des Geländes um die Kirche herum zu betrachten. Würde das anstehende Gelände wieder auf das alte Niveau gebracht werden, hätte man die historischen Proportionen wiederhergestellt und den Feuchteeintrag in die Mauern verringert. Bereits ein Lüftungsgraben würde Abhilfe schaffen.
Nach Feststellung der notwendigen Anzahl der Fallrohre und Planung der Regenwasserableitung werden die Standrohre zur Einbindung in das zentrale Netz vorgesehen.
2. Bauabschnitt-Hüllensanierung
Von einer Fassadenrüstung aus findet die Sanierung der Hülle in ihren Einzelteilen statt. Dazu gehört die Überarbeitung der Mauerwerksbereiche, die Risssanierung, Wiederherstellung der Putzblenden und die Reinigung der Fassaden. Die Fenster können aus Sicht des Autors ohne den Ausbau der Fenster erfolgen. Dies ist jedoch von einem erfahrenen Fensterbauer bestätigen zu lassen.
Da eine Rüstung für diesen Bauabschnitt vorgesehen ist wird auch die Reparatur der Dachrinnen und Fallrohre und die Ergänzung der Regenschutzanlage zu diesem Zeitpunkt vorgeschlagen. Es erfolgt ein Anschluss an das zentrale Entwässerungsnetz.
3. Bauabschnitt-Kircheninnenraum
Im Innenraum der Kirche sind Schädigungen am Innenputz und Mauerwerk durch eingetretene Feuchtigkeit entstanden. In diesem Bauabschnitt soll der Innenputz überarbeitet bzw. erneuert werden. Die Ursachen für Durchfeuchtung und Rissbildung sind in den vorangegangenen Bauabschnitten beseitigt worden. Anschließend kann eine Ausmalung nach den Vorgaben eines Restaurators und in Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgen.